Credit: Valentin Hansen

In unserer neuen Reihe Frühbücher fragen wir Autor*innen, Musiker*innen, Unternehmer*innen und Kreative, welche Bücher sie über den Winter gebracht haben, warum sie sie jetzt an wen weitergeben und was im Frühling als nächstes gelesen wird. Mit dabei sind u.a. Schriftstellerin Mirna Funk, Agenturgründer Dominic Czaja und Musikerin Lary. Vielleicht ist bei ihren Lieblingsbüchern etwas für euch dabei oder ihr entdeckt neue Werke zum verschenken. So oder so, besteht hier keine Gefahr des zu früh oder spät buchens, denn für Bücher ist immer der richtige Zeitpunkt.

Nicht erst seit Marie Kondo auf Netflix strahlend charmant chaotische Wohnungen umkrempelt, wird zum Frühlingsanfang zuhause aufgeräumt. Wo sich überfüllte Bücherregale längst in Stapel rund um Couch und Bett ausgebreitet haben, macht sich bei gehäuften Sonnenstrahlen gern ein plötzliches Ordnungsbedürfnis breit. Wegschmeißen ist natürlich keine Option und deswegen haken wir nach, welche Bücher bei Berliner Persönlichkeiten zum Saisonwechsel weitergeben und was nachrücken darf.

Im ersten Teil verrät uns Paulina Czienskowski, Journalistin und Autorin, u.a. für Die Zeit, Berliner Morgenpost, Welt am Sonntag oder Harper‘s Bazaar, welches „Trend“-Buch sie sogar in den Lehrkanon aufnehmen würde und warum danach im Frühling Märchenhaftes mit träumerischer Realität bei ihr gewinnen.

Welches Buch hat dich über den Winter gebracht?

Die meisten werden lachen, sich sogar wundern. Aber ja, ich habe Margarete Stokowskis Buch „Untenrum frei“ erst über zwei Jahre nach Ersterscheinen gelesen. Ich sträube mich intuitiv gegen alles, was Trend scheint und hochgejubelt wird. Meist ist das okay. In diesem Fall dumm. Eben weil es kein Trendbuch ist. Trend nämlich bedeutet, dass es nach dem Hype nicht mehr interessiert, nicht mehr gültig ist. Dieses Buch aber sollte für immer bleiben. Die Quintessenz daraus für jeden Jungen und jedes Mädchen, für jeden Mann und jede Frau dieser Welt gelten. Ich würde sogar so weit gehen, es in den Lehrkanon von Schulen aufzunehmen. Aber dafür muss unsere in Teilen verkrustet denkende Gesellschaft wohl noch ein paar weitere Jahrzehnte reifen.

An wen gibst du das Buch zum Frühjahrsputz weiter?

Ich werde es meinem Freund geben. Nicht etwa weil ich ihn auf den richtigen Weg bringen will – er ist wohl der größere Feminist von uns beiden – aber eben weil ich glaube, dass es jeder mal (schwarz auf weiß) gelesen haben sollte.

Welches Buch darf nachrücken?

„Cat Person“. Der Aufbau Verlag hat mir den Erzählband schon vor Erscheinen geschickt. Ich wollte am Briefkasten nur mal eben reinlesen. Keine Chance. In nur wenigen Stunden hatte ich die 288 Seiten ausgelesen. Wieder: ein Trendbuch. Nur wusste ich nichts davon. Kristen Roupenian nämlich gelang schon mit einer der Kurzgeschichten darin, die Ende 2017 im New Yorker erschien, ein Hype. Ihre Sprache ist einfach, im besten Sinne, die Gedanken an sich auch – mit vielen davon kann man sich identifizieren. Mit anderen darin will man das lieber nicht – wirken krank und psychedelisch. Auch grausam. Bei manch anderen, den spleenigen, ist man dagegen froh, weil man nicht wie der einzig Irre auf dieser Welt scheint. Roupenian packt vielschichtige Momente in besondere erzählerische Rahmen, wo sich Märchenhaftes und träumerische Realität vermischen.

Alles neu macht beim Berliner Büchertisch schon der April, denn zum Saisonwechsel werde ich euch Berliner Bücherliebhaber und ihre Favoriten vorstellen. Mein Name ist Katja Schweitzberger; Germanistin, Journalistin und schon ein paar Tage in diesem Internet unterwegs. Meiner Liebe zum gedruckten Wort hat die Millennial-mäßig hohe Bildschirmzeit seit 1999 jedoch keinen Abbruch getan und so verbinde ich ab sofort beides hier beim Berliner Büchertisch.

Gerade bei einem so emotionalen Thema wie dem hoffentlich niemals verschwindenden Buch verlasse ich mich am liebsten auf vertrauliche Empfehlungen. Und zwar nicht von anonymen Onlineshop-Bewertungen geschweige denn Likes sondern von Persönlichkeiten, deren literarischer Horizont weiter als bis zum Fernsehturm reicht.

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