Tabea Michel arbeitet seit 2013 ehrenamtlich bei uns. Zunächst als Jurymitglied eines Schreibwettbewerbs für Jugendliche, dann als Mitredakteurin unseres Kiezkochbuchs Friedrichshain kocht und schließlich als Vorleserin für Kinder in unserem Laden in der Wühlischstraße. In ihrer Kolumne „Tabes Textetunnel“ präsentiert sie uns ihre ganz persönliche Sicht auf die Welt: heiter, mit einem Augenzwinkern und garantiert ohne Tunnelblick. Wir wünschen Euch viel Freude beim Hindurchfahren!

Du Jus-Pik Inge lisch? Ein Plädoyer für mehr Freude am Fremden
Anglizismen sind aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken. Wir nutzen Smartphones, Apps, checken Mails, trinken Smoothies, essen Veggie-Burger, chillen am Pool, betreiben urban gardening, und Networking, machen ab und zu Power-Napping, sind für offen für Foodsharing, Flatsharing, Couchsurfing, Carsharing, haben Connections oder nicht, fühlen uns wohl in unserer Hood, sind im Flow und pflegen unseren Style. So weit, so gut.
Nun gibt es kritische Stimmen, die behaupten, englische Wörter würden unsere schöne deutsche Sprache verunstalten, sie verfremden und langsam aber sicher töten. Warum so viel Angst und Abwehr? Warum verbieten wir uns die Freude am Neuen und Fremden? Warum integrieren wir es nicht einfach in unsere bestehenden Systeme und machen es so zu etwas Eigenem?
Beim Keks zum Beispiel hat es geklappt. Keiner sieht in ihm heutzutage noch einen lästigen Eindringling, alle wollen ihn essen, keiner will ihn missen. Dabei ist auch er einst aus dem englischen Sprachraum zu uns gekommen: Ende des 19. Jahrhunderts als Plural des Wortes cake (Kuchen), geschrieben wie deutsche Ohren es hören. Ich plädiere für mehr Keks-Bildungen im Deutschen, für mehr Englisch nach Gehör! So wie Kinder das machen, die vom Vorhandensein einer anderen Sprache als der eigenen noch nie etwas gehört haben und trotzdem voller Überzeugung mit einer im Radio röhrenden Rihanna mitsingen können. Der Erste, der sich traute, diese Praxis des Sprachtransfers auch akademisch gebildeten Erwachsenen näherzubringen, war der österreichische Dichter Ernst Jandl. In den Siebzigerjahren notierte er: mai hart lieb zapfen eibe hold/ er renn bohr in sees kai und verpasste auf diese Weise den ersten beiden Zeilen eines Naturgedichts von William Wordsworth my heart leaps up when i behold /a rainbow in the sky ein neues – deutsches – Gewand. Diese Technik nannte er Oberflächenübersetzung, weil sie sich nicht auf den eigentlichen Sinn der Worte, sondern auf ein äußeres, an der Oberfläche befindliches Merkmal konzentriert: den Klang. Das geht nicht, finden Sie?
Doch, das geht, finden wir vom Büchertisch und haben eine Oberflächenübersetzung des Beatles-Klassikers Let it be angefertigt. Sollten Sie den Originaltext gerade nicht parat haben – kein Problem: Er steht fettgedruckt jeweils über einer von uns übersetzten Zeile. Na dann: Frohes Singen! Try and have fun. Oder im Sinne Jandls und des Kekses ausgedrückt: Drei in Heft-Pfand.
When I find myself in times of trouble
Wenn Ei-Feind Mais-Elfen Thai im Suff Trabhelm
Mother Mary comes to me
Assam-Erika Mist uh mies
Speaking words of wisdom
Piggy wer zofft wissen
Let it be
Lädiert bi
And in my hour of darkness
Ende Mai aua öfter Knecht
She is standing right in front of me
Schieß Henning reiten Fron taff mies
Speaking words of wisdom
Piggy wer zofft wissen
Let it be
Lädiert bi
Let it be, let it be
Lädiert bi, lädiert bi x2
(Ooh)
Whisper words of wisdom
Wisse wer zofft wissen
(Ooh-ooh)
Let it be
Lädiert bi
(Ooh ooh-ooh-ooh)
And when the broken-hearted people
Eng Wende pro Ken Haar-TET Piep-Helm
Living in the world agree
Lief Inge in‘n Seewald äh *grien*
There will be an answer
Der will Bienen-Anzieher
Let it be
Lädiert bi
For though they may be parted
Vor Stoß-Heim Abby badet
There is still a chance that they will see
See Riss stiller Schaum-Set Zeh will sie
There will be an answer
Der will Bienen-Anzieher
Let it be
Lädiert bi