Mittlerweile ist die erste Erschöpfung abgeschüttelt, mehr als zweitausend Kisten sind ausgepackt, Regale aufgestellt, Computer angeschlossen und ab und zu funktioniert auch das Telefon schon so, wie es soll. Der Abschied vom Mehringdamm, unserem Kreuzberger Herzstück, ist uns denkbar schwer gefallen. Am 31. Januar war der letzte Öffnungstag in unserem Laden dort, und nicht nur für unser Team, sondern auch für viele KundInnen und UnterstützerInnen war das ein Tag, an dem das ein oder andere Tränchen floß.

In den Wochen und Monaten zuvor gab es nur ein Thema für uns: wie schaffen wir den Umzug? Nachdem endlich klar war, dass wir neue bezahlbare Räume in Rixdorf gefunden hatten, die uns einen Neustart und eine gute Zukunftsperspektive ermöglichen würden, war unsere größte Herausforderung die Logistik des Umzugs mit etwa 30.000 Büchern und 20 Arbeitsplätzen. Bücher hatten wir also genug, Erfahrung mit so einem riesigen Umzug um so weniger. Und die meisten Umzugsprofis lassen sich nicht so gern mit Büchern oder einem Dankeschön bezahlen, was die Herausforderung noch größer machte.

Fast drei Wochen später, am 17. Februar, begann dann der erste Umzugstag und unsere Rettung nahte: in Form zweier Zwölftonner der Zapf-Umzüge, die Kisten und Aktenwagen brachten. Ein schöneres Weihnachtsgeschenk als die Unterstützungszusage von Zapf hätten wir nicht bekommen können, und so starteten wir voller Zuversicht ins neue Jahr. Im Januar gab es ein Beratungsgespräch, in dem unsere Umzugsunerfahrenheit auf die geballte Expertise des Zapf Teams stieß: Was packt man zuerst ein? Wie sorgt man dafür, dass nichts verloren geht? Wie schaffen wir es, die Ordnung unseres Buchsystems aufrecht zu erhalten? Was uns Ende letzten Jahres als schier unlösbare Aufgabe erschien, nahm nach dem ersten Gespräch mit der Umzugsfirma, auf das etliche Nachfragen folgten, eine Gestalt an.

Auf die Planung folgte im Februar dann die Umsetzung: Kisten erhielten farbige Aufkleber mit enigmatischen Zeichen, wurden einzelnen Zimmern und Raumteilen zugewiesen, Möbel wurden auseinandergebaut, tausende Bücher in Aktenwagen verladen. Nach vier anstrengenden Tagen, an denen die LKWs zwischen Kreuzberg und Neukölln pendelten, war es dann endlich geschafft: Der letzte LKW brachte unsere Rikscha nach Neukölln.
Mittlerweile sind wir fast zwei Wochen in den neuen Räumen in Neukölln, die meisten Bücher sind schon ausgepackt, so richtig angekommen sind wir noch nicht. In den letzten Monaten hatten wir viel mit uns selbst und mit der Lösung unserer Probleme zu tun. Jetzt heißt es „einmal durchatmen“ und dann schauen wir uns in Neukölln um: welche Schulen und Kitas haben Bedarf an unseren Leseförderprojekten? Welche Kooperationspartner gibt es hier? Welche Möglichkeiten gibt es, die bestehenden Kooperationen aus Kreuzberg fortzusetzen? Was können wir mit unseren jetzigen finanziellen Mitteln weiter bewältigen, von welchen Projekten müssen wir uns vielleicht verabschieden oder wie können wir neue Finanzierungsmöglichkeiten finden? Gefreut haben wir uns jedenfalls schon über die herzliche Begrüßung der Neuköllner Bezirksbürgermeisterin Franziska Giffey!
Ganz herzlichen Dank an alle, die uns in den letzten Monaten unterstützt haben: alle Buch- und GeldspenderInnen, die ehrenamtlichen MitstreiterInnen und KundInnen! Ihr findet uns weiter in unseren beiden Buchläden in der Gneisenaustr. 7a und in der Wühlischstr. 40. Einen Buchladen haben wir in Neukölln nicht, aber wir freuen uns, wenn Ihr Eure Bücher in der Richardstr. 83 abgebt.
Ganz besonderen Dank an das Team von Zapf, für Euer Wissen, Eure Zeit & Kraft, die großartige unersetzliche Unterstützung, die nettesten Azubis und nicht zuletzt für die neuen Regale!

Und hier ein paar Eindrücke von unseren neuen Räumen: