Der folgende Beitrag ist von unserer Praktikantin Lara, die im Mai bei uns in der Öffentlichkeitsarbeit angefangen hat und extra dafür nach Berlin gekommen ist. Jetzt neigt sich das Praktikum dem Ende zu und wir haben Lara gebeten, einen kurzen Beitrag darüber zu schreiben, was sie an Berlin mag. Zehn Dinge, um genau zu sein. Was sagt also ein Neuankömmling nach drei Monaten über die Hauptstadt? Lest selbst.

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Dass ich es wage, so einen Blog zu schreiben, wo ich doch selbst nur eine von den „Zugezogenen“ bin. Was weiß ich denn schon über Berlin? Ich bin ja gerade mal drei Monate hier und das auch nur für ein Praktikum. Wer weiß, ob ich im Oktober zum Studieren wiederkommen darf. Trotzdem habe ich in diesen drei Monaten hier das ein oder andere erlebt und möchte die Gelegenheit nutzen um zehn Dinge zu nennen, die ich an Berlin mag. Aus meiner ganz persönlichen Sicht, als „zugezogene“ Ostfriesin.

  1. Kreuzberg. Definitiv das schönste Viertel. Ich kann es schon verstehen, dass so viele Leute nach Kreuzberg wollen. Ob Bergmannkiez oder Schlesi, von A bis Z finde ich es hier sehr schön.
  2. Der Fernsehturm. Ja, ich weiß, wie Touri-mäßig. Würde ein echter Berliner niemals sagen. Wie gut, dass ich keiner bin, dann darf ich das ja. Ich nämlich, als echtes Dorfkind aus dem Norden, finde sowieso alles beeindruckend, was größer als ein Leuchtturm ist. Außerdem ist es immer wieder wahnsinnig cool, wenn man aus allen Richtungen und egal, wo man gerade ist, den Fernsehturm sehen kann. Ich mag das.
  3. Die Geräusche. Einem eingefleischten Stadtmenschen fällt das wahrscheinlich nicht mal mehr auf, aber ich liebe es einfach, dass man immer etwas hört. Es ist nie ganz ruhig. In meiner Heimat ist das völlig anders. Da kann man das Gras wachsen hören. Wirklich.
  4. Hilfsbereitschaft. Ich habe es in den letzten Wochen so oft erlebt, dass mir Menschen geholfen haben, wenn ich eine Frage hatte. Und dafür musste ich meistens nicht mal jemanden direkt ansprechen. Es reichte schon, einen leicht irritierten Ausdruck in den Augen zu haben und schon kam jemand um die Ecke und fragte, ob er oder sie helfen könne. Das ist schön. Das zeigt, dass man auch in einer so großen Stadt wie Berlin nie ganz verloren gehen kann.
  5. Freundlichkeit. Ich habe selten so freundliche Menschen wie hier erlebt, auch in Ämtern. Das kenne ich von zu Hause ganz anders. Da sind die Leute grantelig, mies gelaunt und sehr schnell sehr unhöflich. Hier habe ich das komplette Gegenteil erlebt.
  6. Toleranz. Hört sich polemisch an, ist aber ernst gemeint. Wenn man aus einer Gegend kommt, in der jeder schräg angeguckt wird, der optisch nicht zu 100% ins Bild passt, ist es einfach wunderbar zu sehen, dass hier jeder so leben kann, wie er oder sie will. Ganz egal, wie man aussieht, woher man kommt, an welchen  Gott man glaubt oder wen man liebt.
  7. Das Tempelhofer Feld. Es ist, als würde man eine andere Welt betreten. Vom Großstadtdschungel rein in die Idylle der Natur. Und das, ohne Berlin überhaupt verlassen zu haben. Stellenweise erinnert mich das Tempelhofer Feld sogar an zu Hause. Flaches Land, wild wachsende Gräser, Ruhe und frischer Wind. Fehlt nur noch eine Tasse Ostfriesentee.
  8. Die Oberbaumbrücke. Die schönste Brücke der Welt. Golden Gate Bridge? London Bridge? Ihr könnt einpacken.
  9. Der Dreck. Ja, Berlin ist dreckig, Berlin ist ranzig, Berlin müffelt hier und da. Na und? Berlin ist wenigstens nicht so saubergeleckt wie Hamburg oder München, Berlin hat Ecken und Kanten, Berlin ist keine schillernde Musical-Stadt und das ist okay, denn Berlin ist wenigstens noch echt.
  10. Nach einer durchtanzten Nacht am frühen Morgen an der Spree sitzen und sich die Sonne ins Gesicht scheinen lassen. Dem gibt es nichts hinzuzufügen.

Das sind meine ganz persönlichen Eindrücke, man darf mir gerne widersprechen oder sich denken, dass das völliger Quatsch ist. Aber so hab ich Berlin erlebt und so gefällt mir diese Stadt.

Oft wird Berlin als glitzernde Metropole dargestellt, in der alles perfekt ist und alle eigentlich nur feiern. Das ist aber ein Trugbild. Das lockt sicherlich viele an, überspielt aber einiges. Als Zugezogene/r und auch als Tourist sollte man einfach niemals den Respekt vergessen. Respekt für die, die hier aufgewachsen sind, hier leben, diese Stadt geprägt haben und die jetzt von der Verdrängung betroffen sind, die stattfindet, weil plötzlich alle nach Berlin kommen wollen. Diese Stadt gehört niemandem und allen, jeder kann sich hier zu Hause fühlen. Aber man sollte immer daran denken, dass jeder Fußabdruck Spuren hinterlässt. Auch, oder gerade besonders, in einer so großen Stadt wie Berlin.

One Thought on “10 Dinge, die an Berlin toll sind”

  • Wir Berliner beglückwünschen Dich – das Du von den 100.000 berliner Kilometer, der Tiefe Berlins, die 2 cm Oberfläche – erfolgreich in den letzten 3 Monaten erkundet hast.
    Was man zu Berlin unbedingt Wissen sollte:
    – Wer hier durchhält und überlebt, den kann man auch im Djungel aussetzen – denn Berlin härtet gnadenlos ab.
    – Berlin bildet und bewahrt Individualismus – auch wenn uns die Regierung(en) was anderes weismachen will.
    – Was Rom für Italien ist – das ist Berlin für Deutschland – die ewige (im Bau befindliche) Stadt.
    – Einheit kennen wir hier nicht, auch wenn Berlin angeblich verein(heitlich)t wurde – die Grenzen des Geistes halten stand.
    – Wer Berlin kennen und verstehen will, für den reicht es nicht aus nur hier zu leben.
    – In Deutschland und Berlin ist nichts Das was es vorgibt zu sein – eine der schwerst zu verstehendsten Vorraussetzungen.
    – Berlin ist das Stargate für Europa – alles kommt hier an und durch – keiner entgeht diesen Strom – jeder wird erfasst !
    – Berlin ist eine DMZ (Waffenfreie Zone) – das müssen viele erst mal lernen, bevor diese hier wirklich ankommen.
    – Der wirkliche Berliner ist gnadenlos, hart und ehrlich – denn er weis, nur so lernt man Berlin kennen und überlebt darin.
    – Berliner haben mehr Esprit, als manche Südländer von sich glauben.
    – Berlin ist DER WELTZOO – wir haben fast aus jeder Nation (196 von 201) Menschen-Tiere präsentierbar.
    – Respekt, zollt ein Berliner nur jemanden, der sich den Respekt auch verdient hat.
    – Berliner sind sich manchmal selbst sehr suspekt – aber dennoch oft hilfsbereit – sonst wie die Gallier in Asterix-Hefte.
    – Berliner sind die Neugierigsten Menschen auf diesem Planeten – wären sie Tiere, dann wären sie freche Spatzen, tratschende Tauben, wissende Affen, kreative Raben, stolze Krähen, starke Bären, alles bis ins Detail prüfende / kaputtmachende Waschbären, spaßig flinke Otter oder einfach nur freundliche und herzlich nette Giraffen.
    – Berliner scheuen keine Konflikte – außer bei Verwaltungen und Rechtsfragen – sonst schenkt er weder sich noch anderen was, wenn er angeriffen wird.
    – Berlin ist nicht sexy, weil es arm ist – sondern weil Berliner Wissen, das sie sexy sind, trotz ihrer finanziellen Armut !
    – Berlin ist das einzigste Dorf, in dem Mann sich immer mindestens 2-mal im Leben wiedersieht – also muß man immer aufpassen, wie man sich zuletzt verabschiedet / getrennt hat.
    – Obwohl Berlin die zum ewigen Scheitern verurteilte Stadt ist, lassen die Anwohner sich ihre Freu(n)de nur selten nehmen und ihr Lebensmut ist meist ungebrochen.
    – Wer als Ausländer Berlin kennenlernt, der vergisst diese Stadt nur selten – keiner bricht den Kontakt für immer ab – jedoch ist die Polarisierung IMMER eine Herausforderung im Alltag.
    – Berlin ist der Kern der MATRIX, die in den Köpfen aller Menschen auf der Erde herrscht ( dazu muß man wirklich verstehen, wie dieser Planet wirklich funktioniert – um diesen Satz zu verstehen ! ).
    So das war ein kleiner Berlin(er) Einblick.

    Danke fürs lesen und mit freundlichen Grüssen verbleibend,
    Dipl.Ing.Ing. Bernd Letz (2016)

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