Quelle: Frank Douwes CC-BY-SA

 

Wissenswertes über die Herkunft so mancher Redensart

 

Bücherfreunde lesen viel und sind selbst meist um schöne Worte nicht verlegen. Doch manch einer macht einem dabei auch gern ein X für ein U vor und hin und wieder lügt einer von ihnen sogar wie gedruckt. Da ist es höchste Zeit, ihm die Leviten zu lesen! Aber was meinen wir eigentlich, wenn wir so etwas sagen? Woher kommen all diese Redewendungen aus den Bereichen Lesen und Schreiben? Die Antworten darauf gibt es in diesem Blog – jeden Monat neu.

Sich auf die vier Buchstaben setzten: Mit Buchstaben lässt sich bekanntlich eine ganze Menge anstellen. Man kann mit ihnen schreiben, man kann mit ihnen rechnen und man kann kreativ mit ihnen umgehen. Zum Beispiel, indem man ihre Reihenfolge innerhalb eines bestehenden Wortes so verändert, dass sich daraus neue sinnvolle Wörter ergeben. Einen Begriff, der auf diese Weise gebildet wird, bezeichnet man als Anagramm. Aus der Perspektive des Anagrammliebhabers ist es nicht verwunderlich, dass in Wörtern andere Wörter stecken. Für ihn ist klar, dass die MURMEL einen RUMMEL nach sich zieht und dass eine AMPEL, vermutlich eine rote, einen ganz schön auf die PALME bringen kann. Dass Buchstaben – zumindest in sprichwörtlicher Hinsicht – auch als Sitzgelegenheiten dienen, mag dagegen vielleicht erstaunen. „Setz dich auf deine vier Buchstaben!“, ermahnt etwa eine gestresste Mutter ihr wild herumtobendes Kind und verleiht damit ihrem Wunsch Ausdruck, der kleine Unruhestifter möge nun endlich auf seinem Hinterteil platznehmen. Dieses wird in der deutschen Kindersprache nämlich als „Popo“ bezeichnet. Woher diese Bezeichnung kommt, lässt sich allerdings nicht mit Sicherheit sagen. Die Herkunft des Wortes „Buchstabe“ ist dagegen zweifelsfrei belegt. Sie führt uns sehr weit in die Vergangenheit, in die Zeit der Germanen. Vor jeder schwierigen Entscheidung, die es damals zu treffen galt, befragten die auserwählten Weisen das Orakel. Wichtigstes Bestandteil dieses Orakels waren Stäbe aus Buchenholz, in die zuvor bedeutungsvolle Zeichen, die man „Runen“ nannte (daher kommt übrigens unser heutiges „raunen“ für „heimlich flüstern“) hineingeritzt worden waren. Die so präparierten Buchenstäbe warf man vor sich auf die Erde (in diesem Vorgang hat das Wort „Entwurf“ seinen Ursprung) und sammelte sie rasch wieder ein. Die Zeichenfolge, die man auflas (daher: lesen = Entschlüsseln einer geschriebenen Mitteilung) war richtungsweisend für die zu treffende Entscheidung und galt als verbindlich. Die Buchenstäbe als Träger der bedeutungsvollen Zeichen wurden im weiteren Verlauf also zum Wort für das Zeichen an sich: dem Buchstaben.