Berliner Büchertisch CC-BY
Berliner Büchertisch CC-BY

Wissenswertes über die Herkunft so mancher Redensart

Bücherfreunde lesen viel und sind selbst meist um schöne Worte nicht verlegen. Doch manch einer macht einem dabei auch gern ein X für ein U vor und hin und wieder lügt einer von ihnen sogar wie gedruckt. Da ist es höchste Zeit, ihm die Leviten zu lesen! Aber was meinen wir eigentlich, wenn wir so etwas sagen? Woher kommen all diese Redewendungen aus den Bereichen Lesen und Schreiben? Die Antworten darauf gibt es von unserer ehrenamtlichen Mitarbeiterin Tabea Michel in diesem Blog – jeden Monat neu.

Tabea Michel
Tabea Michel

Lügen wie gedruckt: Hinter diesem aus dem Mittelalter stammenden Ausdruck verbirgt sich das damals weit verbreitete Misstrauen gegenüber dem neu entstandenen Medium Buchdruck. Handschriftlich Verfasstes ließ sich, noch dazu, weil es meist vom Verfasser persönlich unterzeichnet war, ohne Schwierigkeiten einer konkreten Person mit konkreten Gedanken und Absichten zuordnen.

Handelte es sich dabei etwa um Übersetzungen aus dem Lateinischen, konnte man dem entstandenen Text meist auch noch zwischen den Zeilen etwas entnehmen: dort stehende handgeschriebene Kommentare, Übersetzungshilfen und Assoziationen zu einzelnen Vokabeln, die der Bearbeiter zu seinem eigenen besseren Verständnis hinzugefügt hatte und die nun auch dem Leser zugutekamen. Das Druckerzeugnis, das ohne solche Extras auskommen musste, strahlte dagegen eine enorme Anonymität aus und erweckte Befremden.

Dieses ungute Gefühl mechanisch erzeugter Texte gegenüber lässt sich auch in der missbilligenden Feststellung Er redet wie ein Buch wiederfinden, die besagt, dass jemand pausenlos redet und es seinem Gesprächspartner dadurch schwer macht, ihm zu folgen bzw. selbst zu Wort zu kommen. Bücher galten also lange Zeit als negativ behaftet. Die Vorstellung, dass jemand oder etwas, der so ist, wie es im Buche steht, anderen als Vorbild dient und dass das, was schwarz auf weiß gedruckt vor einem liegt, eine besondere, allumfassende Gültigkeit besitzt, setzte sich erst um das 18. Jahrhundert allmählich durch.

Was du dir sonst noch hinter die Ohren schreiben kannst, erfährst du hier im Mai.