
Wissenswertes über die Herkunft so mancher Redensart
Bücherfreunde lesen viel und sind selbst meist um schöne Worte nicht verlegen. Doch manch einer macht einem dabei auch gern ein X für ein U vor und hin und wieder lügt einer von ihnen sogar wie gedruckt. Da ist es höchste Zeit, ihm die Leviten zu lesen! Aber was meinen wir eigentlich, wenn wir so etwas sagen? Woher kommen all diese Redewendungen aus den Bereichen Lesen und Schreiben? Die Antworten darauf gibt es in diesem Blog – jeden Monat neu.
Leseratten und Bücherwürmer: Von Schweinen,die uns in der letzten Folge beschäftigten, kommen wir nun zu Ratten und Würmern. Das klingt –zugegebenermaßen- zunächst einmal etwas eklig, nach Verderben und Verwesung etwa, aber darum soll es hier natürlich nicht gehen. Was uns interessiert, sind die Begriffe Leseratte und Bücherwurm. Beginnen wir bei der Ratte. Im ausgehenden 19. Jahrhundert zunächst nur im süddeutschen Sprachraum in der Form „Leseratz“ bezeugt, gelangte das Wort in der heute üblichen Schreibung wenig später nach Mittel- und Norddeutschland. Beide Varianten, die mit Doppel-T und die mit TZ, bezeichnen scherzhaft einen Menschen, der viel und gerne liest und dabei nicht wählerisch ist. Egal ob Gebrauchsanweisung oder Roman, die Leseratte „verschlingt“ hastig alles, was sie findet – genau wie ihre im Tierreich vorkommende nichtliterarische Entsprechung. Das Fressverhalten des kleinen Nagetiers wurde also auf die Lesegewohnheiten von Menschen übertragen. War der Begriff früher überwiegend negativ belegt, hat er heute einen ausschließlich positiven Beiklang. Davon zeugt auch die Analogbildung „Wasserratte“ als Umschreibung für einen passionierten Schwimmer.
Einen begeisterten Vielleser wohlwollend als Bücherwurm zu bezeichnen, der sich flink durch die einzelnen Seiten frisst, schlängelt und windet, ist seit dem 17. Jahrhundert üblich. Ursprünglich meint „Bücherwurm“ aber die Larve des ausgewachsen bis zu neun Millimeter großen, meist rötlich-braunen Nagelkäfers, der seine Eier in trockenem Totholz, in Möbeln, hart gewordenem Brot oder eben in Büchern ablegt.