Daniel Stark "Potencial" CC-BY 2.0
Daniel Stark „Potencial“ CC-BY 2.0

Wissenswertes über die Herkunft so mancher Redensart

Bücherfreunde lesen viel und sind selbst meist um schöne Worte nicht verlegen. Doch manch einer macht einem dabei auch gern ein X für ein U vor und hin und wieder lügt einer von ihnen sogar wie gedruckt. Da ist es höchste Zeit, ihm die Leviten zu lesen! Aber was meinen wir eigentlich, wenn wir so etwas sagen? Woher kommen all diese Redewendungen aus den Bereichen Lesen und Schreiben? Die Antworten darauf gibt es in diesem Blog – jeden Monat neu.

Ohr
Tabea Michel: Ohr

Das A und O sein: Diese Redensart hat ihren Ursprung in der Bibel. In der Offenbarung des Johannes, Kapitel 22, Vers 13, verkündet Gott: „Ich bin das A und das O, der Erste und der Letzte, der Anfang und das Ende“, also ein universales, allumfassendes Wesen. Wie aber kommt man bei den Lettern A und O auf die Begriffe Anfang und Ende? Die Antwort hierfür findet sich im griechischen Alphabet, das mit dem Buchstaben ? (sprich: Alpha) beginnt und mit ?, d.h. Omega, endet. Wenn wir heute vom A und O einer Sache sprechen, meinen wir ihren Kern, das Wichtigste, Wesentliche bzw. Bedeutungsvollste. Und noch in einer anderen Redensart taucht das A zusammen mit einem weiteren Buchstaben auf: Wer A sagt, muss auch B sagen. In ihr drückt sich die Aufforderung zu folgerichtigem und konsequentem Handeln aus. Auch hier steht die Struktur des Alphabets Pate und dient als richtungsweisendes Element. Erstmals bezeugt ist diese Redewendung Mitte des 16. Jahrhundert in der Familienchronik der schwäbischen Grafen von Zimmern.

Jemandem ein X für ein U vormachen: Wer so etwas tut, der betrügt, und das ohne viel Aufwand zu betreiben. Etwa, indem er als Wirt einem Gast mehr Geld abnimmt, als dieser eigentlich zu zahlen hat. Eine solche Situation muss jedenfalls für die Entstehung dieser Redewendung verantwortlich gewesen sein. Ihren Ursprung hat sie im Mittelalter, als man noch in römischen Zahlen schrieb und rechnete. Im römischen Zahlensystem steht das X für die Zahl 10 und das V für die Zahl 5. Darüber hinaus repräsentierte das V damals die beiden Buchstaben V und U. Ein U, geschrieben als V, lässt sich sehr leicht in ein X verwandeln. Man braucht nur die beiden abwärts führenden Striche ein wenig zu verlängern und schon hat der Gast nicht eine Rechnung von fünf, sondern von zehn Groschen zu begleichen. Man hat ihn also wissentlich in die Irre geführt und sich selbst dabei bereichert.

Was du dir sonst noch hinter die Ohren schreiben kannst, erfährst du hier im April.