Eine Rezension unseres Kunden Steffen:

3664_0Mit der 1989-1996 erschienen Serie Sandman erzielte der vielseitige englische Schriftsteller Neil Gaiman seinen internationalen Durchbruch und schuf einen der wichtigsten amerikanischen Comics der letzten Jahrzehnte. Die Serie verbindet Fantasy, Horror und ironischen Humor und handelt von der Figur des Morpheus/Dream. Dieser ist der Herr der Träume, ein einsamer und mächtiger Sonderling, der wie seine sechs Geschwister Destiny, Death, Destruction, Desire, Despair und Delirium zwar gottähnliche Macht besitzt, sich aber mit sehr menschlichen Problemen herumschlagen muss, wie insbesondere bei den dysfunktionalen Familienzusammenkünften der sogenannten „Ewigen“ deutlich wird.

Der hier vorzustellende Sammelband Die Zeit des Nebels fasst 1990 und 1991 veröffentlichte Episoden zusammen und gilt als einer der künstlerischen Höhepunkte der Serie.

Eine besondere Wirkung hat das gemeinsame Auftreten zahlreicher mythologischer Charaktere aus Pantheons verschiedener Zeit- und Kulturräumen. Unter anderem interagieren in Die Zeit des Nebels die Charaktere Luzifer, Kain, Odin, Loki, sowie die ägyptische Katzengöttin Bastet. Im Vordergrund stehen dabei meistens Dialoge und weniger Handlung im eigentlichen Sinne. Diese lässt sich recht einfach zusammenfassen: Luzifer zieht sich zurück und überlasst Dream die Wahl eines würdigen Nachfolgers. Die verschiedensten Götter und Halbgöttern versuchen nun an die Schlüssel zum Höllenreich zu gelangen und schrecken dabei auch vor Intrigen und Täuschung nicht zurück.

Die eklezistische Ästhetik der Sandman-Serie spielt dabei mit dem Standpunkt, dass alle Wirklichkeit letzten Endes subjektiv ist und von menschlichen Vorstellungen und Geschichten definiert wird. Und in der hierdurch ausgelösten Faszination liegt sicherlich eine der Hauptstärken des Comics. Weniger gelungen dagegen sind die Begründung der Handlungen und die Motivation der Protagonisten, die häufig eher postuliert sind, als dass sie überzeugend entwickelt werden. Als Leser ist man aber trotz allem gerne bereit sich auf das fantastische Geschehen einzulassen.

Geiman hat das Szenario der gesamten Serie verfasst, für die grafische Umsetzung jedoch bewusst viele Zeichner mit unterschiedlichen Stilen eingesetzt. Auf der Bildebene geht es daher sehr abwechslungsreich zu – selbst das Aussehen der Figuren ändert sich ständig. Eine wichtige Rolle spielen des weiteren die als Gliederung und Titelblätter verwendeten, von Dave McKean gestalteten Montagebilder in Avantgardeästhetik.

Wie in der Sandmann-Serie üblich und vielleicht etwas gewöhnungsbedürftig, gibt es eingefügt eine Episode, die inhaltlich wenig mit der eigentlichen Hintergrundgeschichte zu tun hat, motivisch aber durchaus eng damit verknüpft ist. In diesem Fall handelt es sich um eine morbide Internatsgeschichte, die Gaiman dazu verwendet, die irdischen Konsequenzen einer Schließung der Hölle auszumalen.

Der Band kann eigenständig gelesen werden und eignet sich gut als Einstieg in das Sandman Universum. Der weite kulturelle Bezugsrahmen wie auch die Horrorelemente machen den Comic wohl eher erst ab dem Jugendalter geeignet.

Zielgruppe: Comicinteressierte mit Offenheit für fantastische und mythologische Themen.

Altersgruppe: Jugendliche und Erwachsene.

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Titel: Sandman – Die Zeit des Nebels

Autor: Neil Gaiman

Verlag: Süddeutsche Zeitung Bibliothek, Graphic Novels, Staffel 2, Reihe Band Nr. Tl.2
Genre: Graphic Novel
ISBN: 978-3864970016
Preis: 14,90 Euro

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