Eine Rezension unserer Kundin Elisa:
August Pullmann ist 10 Jahre alt und leidet unter dem Treacher-Collins-Syndrom, einer seltenen Erbkrankheit, die zur Folge hat, dass er mit erheblichen Gesichtsfehlbildungen auf die Welt kam. Und trotz unzähliger Operationen bleibt sein Gesicht entstellt.
Wegen eben dieser Operationen wurde er bisher immer zu Hause von seiner Mutter unterrichtet. Doch nun soll er endlich auf eine richtige Schule gehen und ab diesem Punkt dürfen wir August in Wunder begleiten…
Ich habe zu Beginn nicht damit gerechnet, dass mir das Buch so gut gefallen würde! Raquel J. Palacio hat hier eine Geschichte geschrieben, die allemal berührt.
August hat es ohne Frage nicht leicht im Leben. Doch statt nur seine Seite der Dinge zu zeigen, gewährt uns die Autorin auch noch nähere Einblicke in sein Umfeld. Denn die Geschichte wird abwechselnd aus der Sicht von August, seiner Schwester Via und seinen Freunden bzw. Mitschülern erzählt. Durch diese unterschiedlichen Blickwinkel erhalten wir einen intensiven Zugang zu den Charakteren und zu Augusts Geschichte. Insgesamt wird diese dadurch sehr authentisch und gewinnt mehr Tiefe.Mit Sicherheit ist es auch keine leichte Aufgabe, ein und dieselbe Geschichte aus der Sicht mehrerer Charaktere zu schreiben und sie letztendlich so stimmig hinzubekommen.
Und seien wir mal ehrlich: Menschen können grausam sein, vor allem wenn sie erstmal nur nach Äußerlichkeiten urteilen. Daher ist es sehr verständlich, wenn August sich beispielsweise denkt:
„Ich wünschte, jeder Tag wäre Halloween. Wir könnten alle immerzu Masken tragen. Dann könnten wir uns in Ruhe kennenlernen, bevor wir zu sehen kriegen, wie wir unter den Masken aussehen.“
Durch seine Entstellung muss August viel einstecken, doch man muss auch sagen, dass er mit seiner Familie noch so viel mehr besitzt. Sie gibt ihm den nötigen Rückhalt, Zuneigung und Geduld.
Es gibt noch weitere Charaktere, die wahre Größe zeigen und auf bewundernswerte Weise mit schwierigen Situationen umzugehen wissen. Aber wir erfahren auch von Schwächen und Fehlern. Und dadurch fängt man an nachzudenken, wie man selbst reagieren würde oder wie der Lehrer Mr. Browne fragt: „Was für eine Art Mensch bin ich?“.
Trotz der Ernsthaftigkeit dieser Thematik ist man keineswegs lange niedergeschlagen, denn Wunder verfügt auch über witzige Szenen, wie die Hebamme mit ihren – zu den ungünstigsten Zeitpunkten aufkommenden – Flatulenzen.
Raquel J. Palacio hat einen sehr angenehmen Schreibstil, weswegen die Seiten nur so dahinfliegen. Zudem sind die Kapitel meistens sehr kurz gehalten, was mir ebenfalls gut gefallen hat. Neben der der gängigen Erzählform aus der Ich-Perspektive, gibt es auch noch Passagen in Brief-, Email-, oder SMS-Form. Und auch an der Schreibweise merkt man, wenn uns ein neuer Charakter seine Sicht der Dinge berichtet. zum beispiel gibt es einen mitschüler von august, der die groß- und kleinschreibung gänzlich ignoriert. Diese Details haben mir gut gefallen und sie führen zu einem schönen Endergebnis.
Ein originelles Gesamtwerk mit liebenswürdigen Protagonisten und ebenso nachdenklichen Themen wie witzigen Abschnitten. Wir lernen verschiedene Sichtweisen kennen und können uns gut in Augusts Lage versetzen. Wer also Interesse daran hat, zu erfahren wie vielseitig Menschen mit schwierigen Situationen umgehen, sollte Wunder lesen.
Dieses Buch ist im Onlineshop und in unseren Läden bestellbar. Mit deiner Bestellung bei uns förderst du unsere Arbeit als soziales und integratives Unternehmen und unterstützt uns bei der aktiven Leseförderung durch Projekte wie den Berliner Lesetroll.
Titel: Wunder
Autorin: Raquel J. Palacio
Übersetzung: André Mumot
Verlag: Hanser Verlag
Genre: Jugendbuch/ Belletristik
ISBN: 978-3-446-24175-6
Preis: 16,90
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