Wir präsentieren euch einen Text unseres Schreibwettbewerbs für Kinder, dessen Gewinner eine Jury aus Büchertisch-Mitarbeiterinnen ausgewählt hat. Alle 6 GewinnerInnen erhalten ein Buchpaket und ihr Text wird auf unserer Webseite veröffentlicht.

Welt ohne Geld

von Gabriel Musslick, 10 Jahre


Schokolade-schwarz

Simon wachte auf, wie immer fror er, es war schließlich Winter. Seine Eltern hatten kaum Geld und er wünschte sich, dass sie doch die Heizung anstellen könnten, doch das war teuer. Also ging Simon schnell zu Opa Helmut. Opa Helmut war nicht sein richtiger Opa, aber er akzeptierte Simon wie er war. Außerdem freute sich Helmut, wenn er jemanden zum Reden hatte.

Simon konnte sich bei Opa Helmut mit warmem Wasser waschen, bekam Frühstück und wurde dann in die Schule geschickt. Dort hatten sie gerade ein interessantes Thema, dass Kinder gar nichts dafür können, wenn Eltern arm sind oder wenig Geld haben, sich aber Dinge überlegen können, wie sie Geld verdienen könnten.

Simon fiel in Gedanken und träumte, wie es wäre, wenn es kein Geld gäbe, sondern Dinge, die wir brauchen, dadurch bekämen, wenn wir sie tauschten. Er dachte, dass er vielleicht der Tante Emma, die ihren Laden an der Ecke hatte, seinen kratzenden Wollpullover geben könnte und sie ihm dafür eine Schokolade. Sie könnte die Wolle wieder aufspulen und sie weiter tauschen, an jemanden, der sich daraus etwas stricken würde. Dann könnte er noch Nachhilfe geben, dem kleinen Lukas, der Mathe einfach nicht versteht und Lukas könnte ihm dafür einen seiner coolen Pullis geben, damit Simon nicht mehr friert.

Da weckte ihn sein Lehrer, Herr Weinrot. Und Simon fragte ihn: “Herr Weinrot, was wäre, wenn man seine Sachen nicht mehr kaufen, sondern tauschen würde, um Neues zu bekommen?“ Die ganze Klasse hörte die Frage und lachte Simon aus, doch das war er ja ohnehin schon gewohnt, da sie ihn gerne verspotteten, da seine Eltern nicht so viel Geld hatten. Herr Weinrot jedoch wollte mehr über Simons Idee wissen und Simon erzählte, wovon er gerade geträumt hatte. Herr Weinrot meinte nur, wenn es wirklich so einfach wäre, wie sollte er dann bezahlt werden, denn er wird ja schließlich dafür bezahlt, dass er den Kindern Bildung beibringt. Auch dafür wusste Simon schon etwas: “Wie wäre es, wenn man dafür Aufgaben wie das Auto waschen oder den Haushalt machen für Sie übernehmen würde?“ „Das wäre gar nicht so einfach, denn viele Kinder wollen heute gar nicht mehr so viel lernen!“, meinte Herr Weinrot nur und Karla aus der letzten Bankreihe rief dazwischen: “Lasst es uns morgen ausprobieren, jeder bringt etwas mit, das er nicht mehr braucht!“

Simons Klasse übernahm die Idee und am nächsten Tag wurde viel getauscht, Simon hatte nur den alten Wollpulli, den er abgeben konnte, doch dafür bekam er von Herrn Weinrot, dessen Mama ihm einen Schal daraus strickte, eine Tafel Schokolade.

Und als Simon an diesem Tag zu Opa Helmut lief und ihm erzählte, wie sein Schultag war, meinte dieser nur:“ Das haben wir früher, als ich so klein war wie du, oft gemacht, wir hatten alle nicht viel, doch leider geht es heute nicht mehr immer und daher brauchen wir auch immer etwas Geld!“ – Doch das Beste war, Simons Klasse hatte nun einmal im Monat einen Tauschtag und Simon gehörte endlich zur Klasse ohne ausgelacht zu werden.

Statement der Jury

An Gabriels Beitrag gefällt uns, dass er einfühlsam und alltagsnah – d.h. mit viel wörtlicher Rede – die Geschichte eines sozial benachteiligten Jungen nacherzählt und am Ende sogar beschreibt, wie eine von diesem Jungen entwickelte Idee umgesetzt wird: Tauschen statt Kaufen! Eine wunderbare Anregung für den Alltag, nicht nur in Schulklassen.