Eine Rezension unserer Kundin Liesbeth:

QuasikristalleIn einem Puzzle aus dreizehn meist auch unabhängig voneinander lesbaren Kapiteln entsteht Xane Molins Biografie: Von der braven Musterschülerin am konservativen Gymnasium in Wien (inklusive aller Höhen und Tiefen der Pubertät) über die politisch links orientierte Chefin einer alternativen PR-Agentur in Berlin bis hin zur zurückgezogenen Großmutter – wieder in Wien. Ausgewählte Lebensabschnitte der Protagonistin werden aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet: Xane als Schulfreundin, Xane als junge Unternehmerin und Mieterin, Xane als Ehefrau, Liebhaberin und Mutter,… Kapitel für Kapitel verändert sich dabei nicht nur die Szenerie und Umgebung der Protagonistin, sondern auch Xane selbst scheint man den langsamen aber stetigen Prozess des Alterns und der Veränderung anzumerken.

Dadurch, dass sie eben nie als eindimensionale, starre Persönlichkeit erscheint, die sich im Laufe des Buches abnutzt, sondern permanent in neue Rollen schlüpft und die Leserinnen und Leser immer neue Facetten ihres Wesens entdecken lässt, erscheint der Text auch nach gut 400 Seiten nicht langatmig.

Interessant ist auch, dass Xane, um die sich der ganze Roman ja zu drehen scheint, in vielen Kapiteln nur eine kleine und unbedeutende Rolle spielt, in einem sogar überhaupt nicht in Erscheinung tritt.

So wird dem Leser nicht nur Xane selbst nach und nach vertrauter, sondern auch mit ihrem sozialen Umfeld wird er immer bekannter.

Offen bleibt am Ende die Frage, welches dieser dreizehn Bilder Xanes „wahrem“ Wesen nun am ehesten entspricht. Jede der anderen Figuren meint sie zu kennen – und jede kennt eine ganz andere Xane.  Wer ist sie wirklich?

Das ist meiner Meinung nach zugleich der „Haken“ an diesem sprachlich wie inhaltlich wunderbar fesselnden Buch: Es ist kein zufriedenstellendes Ende vorhanden. Die dreizehn Kapitel sind recht ähnlich aufgebaut, nun würde man eventuell ein geschlossen wirkendes letztes Kapitel erwarten, doch problemlos ließe sich dieses mit einem der vorhergehenden Kapitel vertauschen.

Letzten Endes war ich nach dem Lesen der letzten Zeilen etwas ratlos, bleiben für meinen Geschmack doch etwas viele Fragen unbeantwortet. Schade!

Trotz dieser kleinen Schwäche ist das Buch sehr lesenswert und an manchen Stellen – obwohl so alltäglich – köstlich verrückt!

Dieses Buch ist im Onlineshop und in unseren Läden bestellbar. Mit deiner Bestellung bei uns förderst du unsere Arbeit als soziales und integratives Unternehmen und unterstützt uns bei der aktiven Leseförderung durch Projekte wie den Berliner Lesetroll.

Titel: Quasikristalle
Autorin: Eva Menasse
Verlag: Kiepenheuer & Witsch
Genre: Belletristik
ISBN: 9783462045130
Preis: 19,99 Euro

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