
Was soll das wohl bedeuten:
„Im Anschluss an den atmosphärischen Fall von aus Wasserdampf kondensierten, kugelförmigen H2O-Körpern tritt der im Mittelpunkt unseres Zentralgestirns befindliche Stern optisch in Erscheinung.“
Na, habt ihr erraten, um was es geht, oder seid ihr schon nach der Hälfte des Satzes ausgestiegen? Mehr als verständlich! Das oben Gesagte lässt sich schließlich viel einfacher ausdrücken: „Auf Regen folgt Sonnenschein“.[1]
So wie dieses Beispiel bleiben Alltagstexte wie Behördenbriefe, Beipackzettel von Medikamenten, Wahlprogramme, Gebrauchsanweisungen oder Verträge oft für viele Menschen unverständlich. Die Texte bilden aufgrund ihrer komplizierten Sprache Barrieren. Damit niemand ausgeschlossen wird und z.B. Menschen mit Lernschwierigkeiten sich unabhängig von anderen Informationen beschaffen und Wissen aneignen können, wurde die Leichte Sprache entwickelt.
Regeln für Leichte Sprache

Wichtige Regeln für die Leichte Sprache sind z.B. kurze Sätze und große Schrift verwenden, auf Fremdwörter verzichten, schwierige Wörter erklären, Inhalte sinnvoll strukturieren, ggfs. erklärende Bilder hinzufügen und – ganz wichtig – Texte und Bilder von Menschen mit Lernschwierigkeiten auf Verständlichkeit prüfen lassen. Alle der etwa 40 Regeln für Leichte Sprache findet ihr in einem Dokument (pdf) des Netzwerks Leichte Sprache. In dem Netzwerk haben sich verschiedene Übersetzungsbüros und Prüfer_innen zusammengefunden, um sich gemeinsam für die Verbreitung der Leichten Sprache einzusetzen.
Was hat das mit dem Büchertisch zu tun?
Wir versuchen stets, den Büchertisch inklusiver zu gestalten. Deswegen lernen wir gern dazu, wie das bei uns und anderswo funktionieren kann. Außerdem interessiert uns alles rund um Leseförderung in Berlin. Im Bereich der Leichten Sprache tut sich hier gerade einiges: Die Berliner Bibliotheken beschäftigen sich mehr und mehr mit Leichter Sprache:
- Die Stadtbibliothek Marzahn-Hellersdorf hat z.B. ein Wörterbuch zu Bibliotheksbegriffen zusammengestellt.
- Die Pablo-Neruda-Bibliothek in Friedrichshain verleiht seit Mitte November als erste der Öffentlichen Berliner Bibliothek mehr als 250 Medien in Leichter Sprache.
- Seit Anfang September trifft sich dort außerdem einmal wöchentlich ein LEA Leseklub. LEA steht für „Lesen einmal anders“ und ist ein Lesezirkel für Erwachsene mit und ohne Behinderung, die gemeinsam Texte lesen.
- Übrigens: Schon länger sammelt das in Berlin ansässige Institut für Menschenrechte in seiner Bibliothek Medien in Leichter Sprache.
Leichte Sprache im Film erklärt
Wer lieber Filme schaut: Das Büro Leichte Sprache in Augsburg erklärt in diesem Beitrag, was es mit Leichter Sprache auf sich hat.
Beispiele für Leichte Sprache
Damit ihr euch besser vorstellen könnt, wie Leichte Sprache aussieht, haben wir euch ein paar Beispiele zusammengestellt.
- Fußball. Die wichtigsten Regeln in Leichter Sprache,
übersetzt von der Lebenshilfe Bremen (pdf) - Recht auf Bildung für alle Kinder,
herausgegeben vom Institut für Menschenrechte (pdf) - Der Umzug in eine neue Wohnung,
herausgegeben von Leben mit Handicaps
Leichte Sprache und einfache Sprache
Neben der Leichten Sprache gibt es auch einfache Sprache. Sie ist etwas komplizierter, weniger geregelt als Leichte Sprache und braucht nicht von Menschen mit Lernschwierigkeiten geprüft zu werden. Der Deutschlandfunk veröffentlicht zum Beispiel jeden Samstag die wichtigsten Nachrichten der Woche auf der Website Nachrichtenleicht und der Verlag Spaß am Lesen verlegt Bücher in einfacher Sprache. Ihr könnt sogar in Leseproben zu den umgeschriebenen Klassikern (Romeo und Julia), Bestsellern (Ziemlich beste Freunde) und Krimis reinschnuppern.
[1] Das Beispiel stammt vom Büro Leichte Sprache der AWO
Tagesaktuelle Informationen zum Thema Leichte Sprache gibt es im Blog von Hurraki.
Siehe:
http://blog.hurraki.de