Eine Rezension unseres Kunden Sven:

51bX2ZDRAoLWer Eduard Fuchs heute noch kennt, mag durch Walter Benjamin von ihm gehört haben. Letzterer hatte sich als Mitarbeiter des Frankfurter Instituts für Sozialforschung in einem Aufsatz mit dem „Sammler und Historiker“ beschäftigt – und bei dieser Auseinandersetzung eigene Überlegungen zu einer „materialistischen Bildungsarbeit“ entwickelt. Fuchs, der zeitweise bei der Satirezeitschrift „Süddeutscher Postillon“ gearbeitet hat, hat eine Unmenge an Karikaturen aus unterschiedlichsten Zeiten gesammelt, kommentiert und sich damit um die Aufarbeitung von Kulturgeschichte bemüht.

Neben seinen Büchern zu erotischer Kunst und „Sittengeschichte“ hat er im Rahmen dieser Arbeit 1921 auch ein Buch über „Die Juden in der Karikatur“ veröffentlicht, das bei Benjamin nicht erwähnt und auch sonst wenig bekannt ist.

Micha Brumlik, Erziehungswissenschaftler und ehemaliger Direktor des Fritz-Bauer-Instituts, hat dieses nicht eben unproblematische Buch nun in einem Essay aufschlussreich kommentiert. Der im konkret-Verlag erschienene Band dokumentiert im zweiten Teil zudem die wesentlichen Auszüge aus dem Band von Fuchs und enthält auch darin zusammengetragenes Abbildungsmaterial. Hochinteressant ist diese Auseinandersetzung auch deshalb, weil Eduard Fuchs sich seinem Anspruch nach der Aufklärung verpflichtet meint, am Ende aber doch selbst an antisemitischen Gerüchten mitarbeitet. Wie Fuchs sich diese Probleme einhandelt, arbeitet Brumlik in seinem Essay heraus – analytisch gekonnt, gut informiert und verständlich auf den Punkt gebracht.

In einem soliden historischen Überblick gibt Brumlik einen Einblick in die Ideengeschichte des Antisemitismus vom „Take-off“ bei Martin Luther über spätere antisemitische Ressentiments hin zu Strukturen des modernen Antisemitismus, wie sie bis heute bestehen. Anhand des Beispiels von Eduard Fuchs arbeitet Brumlik heraus, wie verkürzte Formen der Kapitalismuskritik in Antisemitismus münden. Wie dabei deutlich wird, ist der dieser kein Problem, das sich nur am rechten Rand der Gesellschaft findet, sondern das seinen Platz in der Mitte der Gesellschaft hat. In geradezu erschreckendem Maße lässt sich am Beispiel von Eduard Fuchs‘ exemplarisch zeigen, dass auch die gesellschaftliche Linke keineswegs davor gefeit ist, in die Antisemitismus-Falle zu tappen. Man darf Brumlik dankbar sein, dass er eben dieses Problem in seinem Essay gut lesbar und argumentativ präzise deutlich werden lässt.

 

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Titel: Innerlich beschnittene Juden. Zu Eduard Fuchs‘ „Die Juden in der Karikatur“
Autorin: Micha Brumlik
Verlag: Konkret Literatur Verlag
Genre: Sachbuch
ISBN: 978-3-93078665-7
Preis: 18,00 Euro

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