Eine Rezension unserer Kundin Simone:

721_0Romy erzählt aus der Ich-Perspektive ihre Geschichte, die Geschichte eines jüdischen Mädchens in Deutschland, das nach dem Herointod der Mutter von der holocaustgeschädigten Großmutter erzogen wird. Sie leidet unter den traumatischen Erinnerungen der Familie, die nicht ihre eigenen sind, und vor allem unter der Suche nach einem „vollkommenen Glück“, das sich ihr immer wieder entzieht.

Bei ihrer Suche danach gerät sie in die Drogenfalle, die einst ihrer Mutter zum Verhängnis wurde. Immer wieder berappelt sich Romy, um dann noch tiefer zu fallen. Ein Teufelskreis aus Hoffnung, Drogen, Prostitution, Entzug, beruflichem Erfolg, innerer Leere und Rückfall.

Obwohl das Thema Holocaust in Deutschland in der Schule meist ausgiebig besprochen wird, bietet dieses Buch einen neuen Zugang: erfrischend, ehrlich, unkonventionell und aus einer ungewohnten Perspektive. Der Blick durch die Augen der Nachkommen der Holocaust-Zeitzeugen offenbart das Elend des „erinnern Müssens“. Gekonnt zeigt die Autorin, was passiert, wenn die traumatische Familienvergangenheit das eigene Leben von innen heraus zerfrisst, denn mit Hitler starben nicht die Erinnerungen an das vergangene Leiden. Die Überlebenden wie ihre Kinder und Enkelkinder kämpfen mit Dämonen, die auch Drogen nicht vertreiben können.

Aus der Ich-Perspektive lässt uns Romy an ihrer Suche nach der „goldenen Sonne“ teilhaben. Mit einer Härte, die nicht nach Mitleid heischt, zieht sie den Leser unweigerlich in ihre Geschichte. Man hofft und leidet mit ihr, kann die traumatisierte Großmutter im Geiste sehen und ihren Versuch, alles Vergangene in Marmelade und Schokoladenpudding zu ertränken.

Chronologisch begleitet der Leser Romy vom Kind bis zur jungen Erwachsenen. Die innere Zerrissenheit der Protagonistin und ihre Hoch- und Tiefpunkte bilden zugleich die Spannungskurve ab. Ehrlich und schonungslos.

Besonders haben mir neben der Figurenzeichnung die Gespräche gefallen, die Romy mit anderen über ihre Situation führt. Hier kommen Gedanken zur jüdischen Geschichte, zu politischen Ereignissen und Terrorakten der Gegenwart gleichermaßen zur Geltung. Formal bietet die Autorin dem Leser ebenfalls interessante Einblicke: Zum Beispiel fängt das Buch mit Kapitel 135 an, weil jeder Geschichte bereits eine Vorgeschichte vorausgegangen ist. Logisch und unkonventionell = Anti-Pop! Ich habe das Buch in einem Rutsch gelesen, es regelrecht verschlungen. Diese Autorin sollte man sich merken!

Dieses Buch ist im Onlineshop und in unseren Läden bestellbar. Mit deiner Bestellung bei uns förderst du unsere Arbeit als soziales und integratives Unternehmen und unterstützt uns bei der aktiven Leseförderung durch Projekte wie den Berliner Lesetroll.

Titel: Die radioaktive Marmelade meiner Großmutter
Autorin: Ramona Ambs
Verlag: Uboks
Genre: Belletristik
ISBN: 978-3-939239-46-8
Preis: 12,95

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