Eine Rezension unserer Kundin Sandra:
Der Titel erinnert eher an ein Sachbuch als an einen Roman, doch weit gefehlt: Dieses Buch erzählt in trockenem, britischem Humor von Oskars altem Studienfreund, der auf seine Wohnung aufpassen soll. Das klingt leichter als es ist.
Oskar reist nach Kalifornien um sich von seiner Frau scheiden zu lassen und bittet den namenlosen Protagonisten aus London, für diese Zeit bei ihm einzuziehen und seine Luxuswohnung zu hüten, die sich in einer osteuropäischen Stadt befindet. Damit das alles problemlos von statten geht, hat er überall kleine Notizzettel verteilt, die dem Freund erklären, was er auf keinen Fall tun darf „Bitte NICHT mit dem Piano spielen.“ und wo er bestimmte Dinge findet „In dieser Schublade – Platzdeckchen, Untersetzer.“; außerdem sind kleine Zettelchen an und in Gegenständen zu finden, von denen Oskar glaubt, dass sein Freund sie benutzt „Hoffentlich gefällt es Dir! – O.“ in einer CD-Hülle. Hier sieht man auch gleich, was Oskar für ein Mensch ist: Umgangssprachlich würde man ihn wohl „Kontrollfreak“ nennen – er ist der totale Perfektionist. Der zielstrebige Berufsmusiker achtet akribisch darauf, dass alles sauber und ordentlich ist, die Dinge sich an ihrem gewohnten Platz befinden und nichts und niemand diese Perfektion kaputtmacht. Seine Wohnung scheint das genaue Ebenbild von ihm zu sein – und so soll es auch bleiben. So liest man zu Anfang des Buches gleich einen Brief von Oskar an seinen Studienfreund, der ihn mit den Regeln der Wohnung vertraut macht. Darunter „Wenn du irgendwas verschüttest, musst du es SOFORT wegwischen!!! Damit der Boden keine Flecken bekommt. Bitte sei SEHR VORSICHTIG.“ Die vielen Zettelchen sind nötig, denn der Protagonist ist chaotisch, locker und schlampig.
Dass nicht alles so glatt geht, wie Oskar es sich vielleicht wünscht, verrät bereits der Klappentext; der erste Fleck auf dem teuren Holzboden ist nicht weit und und von da an geht es nur noch bergab.
Das Buch ist in acht Tage eingeteilt. An jedem Tag wird beschrieben, was Oskars Freund macht und wie die Wohnung allmählich verwahrlost. Der Protagonist versucht zunächst sein Bestes um die Luxuswohnung in einem ordentlichen Zustand zu halten, lässt sich dann aber immer mehr gehen und ist ständig betrunken. Dass das nichts Gutes verheißt, kann sich jeder denken.
Oskar hat für seinen Freund ein paar Unternehmungen geplant; so soll der chaotische „Schriftsteller“, der eigentlich nur Broschüren für die Stadtverwaltung schreibt, an einem Tag in die Philharmonie gehen – auf diese kulturell hochwertige Unternehmung hat Oskars Freund wenig Lust. Er geht trotzdem hin und der Abend entwickelt sich völlig anders als geplant.
Die Handlung beschränkt sich im Wesentlichen auf die Beschreibung des Zustands der Wohnung und ein paar Ausflüge, daher ist dieses Buch nicht für Leser geeignet, die einen schnellen, inhaltlich abwechslungsreichen Text erwarten.
Zu Anfang zieht es sich ein wenig und die ersten beiden Tage sind sehr vorhersehbar, wenn nicht sogar langweilig. Ab dem dritten Tag steigert es sich stetig, das Buch wird interessanter und es kommt mehr Action ins Spiel.
Obwohl man sich im Großen und Ganzen denken kann, was passiert, haben mich bestimmte Szenen doch sehr zum Schmunzeln gebracht und man ertappt sich dabei, wie man aus Schadenfreude oder auch Unglaube lacht, denn was schief gehen kann, geht auch wirklich schief.
Der Humor liegt hierbei allerdings nicht unbedingt im Geschehen, sondern in der Sprache.
Will Wiles drückt sich sehr gekonnt aus und schafft es in nur wenigen Worten eine Szene genau zu beschreiben. Wenn er davon berichtet, wie die Katzen Kunststücke auf dem Boden vollführen, konnte ich das Ganze genau vor Augen sehen. Allerdings benutzt er an manchen Stellen auch eine sehr bildreiche Sprache mit vielen Metaphern, was nicht störend, nur manchmal sehr ausschweifend ist. Der Sprachtstil ist dabei eher gehoben und daher vielleicht nicht unbedingt für junge Leser geeignet. Wenn man sich auf die Sprache des Erzählers einlässt, fällt es einem nicht schwer, in das Geschehen einzutauchen und man kann mit diesem Buch ein paar schöne Lesestunden verbringen.
Der angepriesene britische Humor zieht sich tatsächlich durch das ganze Buch, allerdings etwas subtil und schwarz. Oft liegt der Witz vor allem in Vergleichen und treffenden Wörtern.
Neben all den Missgeschicken, die in diesem Roman beschrieben werden, geht es aber noch um etwas ganz anderes: Die Freundschaft zwischen Oskar und dem Protagonisten.
Wenn Oskar doch so ordentlich und perfektionistisch ist, warum möchte er dann, dass ausgerechnet sein chaotischer Studienfreund auf die Wohnung aufpasst? Das Ende verspricht eine interessante Wendung.
Die nachhaltige Pflege von Holzböden wird sicherlich nicht jeden Geschmack treffen, denn inhaltlich passiert nicht ganz so viel. Wer jedoch Spaß an schwarzem Humor, Situationskomik und einem guten Erzählstil hat, wird hier sicher einige Male schmunzeln.
Dieses Buch ist im Onlineshop und in unseren Läden bestellbar. Mit deiner Bestellung bei uns förderst du unsere Arbeit als soziales und integratives Unternehmen und unterstützt uns bei der aktiven Leseförderung durch Projekte wie den Berliner Lesetroll.
Titel: Die nachhaltige Pflege von Holzböden
Autor: Will Wiles
Übersetzung: Sabine Lohmann
Verlag: carl’s books
Genre: Belletristik
ISBN: 9783570585054
Preis: 14,99
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