revulution_im_klassenzimmerAm 29. Januar 2013 stellt Alia Ciobanu ihr Buch „Revolution im Klassenzimmer“ bei uns am Mehringdamm vor.  Die Autorin erzählt in ihrem Buch davon, wie Freiburger Jugendliche sich von ihrer Schule abmelden und ihr Abitur ohne Schule vorbereiten. Sie organisieren alles selbst. In ihrem Wochenablauf kommen auch “Lehrer_innenstunden” vor. Aber die Lehrkräfte erklären nur das, wonach sie gefragt werden, und die Schüler_innen bestimmen mit ihren Bedrürfnissen und Fragen, was passiert.

Die Veranstaltung findet im Rahmen der Lesereihe „Etwas Anderes als Schule?“ statt und dreht sich um schulfreies Lernen.

”Willkommen im Knast” – so begrüsst die Kinderrechtsgruppe KRätZä auf einem Flyer die Neuen in der Schule. In den 90er Jahren haben die KRätZä – KinderRächtsZänker – einen Menschenrechtsreport herausgebracht, in dem sie darstellen, welche Menschenrechte in der Schule nicht gelten: Allen voran das Recht auf Freizügigkeit. Schule ist ihrer Meinung nach eine illegitime Freiheitsberaubung.

Der Mainstream der Erziehungswissenschaft hingegen rechtfertigt die Schulpflicht als historische Errungenschaft: Mit der Durchsetzung der Schulpflicht sei Analphabetismus und Kinderarbeit in Deutschland abgeschafft worden. Und viele Kinder seien der Gewalt in ihren Elternhäusern für eine gewisse Zeit entkommen. Gewerkschafter_innen sehen in der Schulpflicht zumeist eine sinnvolle Regel, die verhindere, dass die Gesellschaft weiter auseinanderdriftet, dass sich die reichen und gebildeten Familien weiter von der Restbevölkerung absetzen.

Sicher gibt es wenige Themen, bei denen die Diskussion ähnlich grosse Wellen schlägt, wie wenn es jemandem einfällt, den Sinn von Schulpflicht in Frage zu stellen. Die drei Autor_innen dieser Lesereihe tun dies unisono. Das ist eine Gelegenheit grosse gesellschaftliche Fragen zu diskutieren: Wie lässt sich gesellschaftlicher Zusammenhalt organisieren, wenn nicht mehr auf Zwangskollektivierung zurückgegriffen werden kann? Wo bleiben die Abgehängten und Marginalisierten, wenn alle anderen sich aus der kriselnden Schule zurückziehen?

Auf einen Blick:

Was: Buchvorstellung mit Fragerunde

Wann: Dienstag, 29. Januar 2013, ab 20 Uhr

Wo: Berliner Büchertisch, Mehringdamm 51, 2. Hof, 10961 Berlin-Kreuzberg

Eintritt: frei, Spenden willkommen

 Weitere Termine der Lesereihe:

  • 15. 01.2013, 20:00 Uhr, Buchladen Schwarze Risse (Gneisenaustr. 2a, 10961 Berlin).
    Anke Caspar-Jürgens: Lernen ist Leben.
    Dieses Buch ist eine späte Auswertung der Erfahrungen, die Kinder Eltern und die Autorin in der ”Temenos-Lerngruppe” gemacht haben. In dieser Gruppe trafen sich in den 80er Jahren Kinder im Grundschulalter und ihre Eltern mit Anke Caspar-Jürgens als Lernbegleiterin. Sie missachteten dabei aktiv die Schulpflicht, was ihnen jede Menge Repressionen einbrachte. Trotzdem beschrieben Kinder und Eltern die vier Jahre in denen dieses Projekt bestand, als wertvolle Erfahrung auf der Suche nach dem eigenen Wollen.
  • 12.02.2013, 20:00 Uhr, Schwarze Risse (Gneisenaustr. 2a, 10961 Berlin, 2. Hof).
    André Stern: Und ich war nie in der Schule (angefragt).
    André Stern beschreibt seinen individuellen Weg, die Schule zu verweigern, nach seinen Bedürfnissen zu lernen und seinen Fragen zu folgen. Sein Buch ist 2010 in der 4. Auflage herausgekommen. Veranstalterin: CONTRASTE