Eine Rezension von unserer Kundin Selène:
Das moderne Leben ist nicht mehr real – es spielt sich nur noch im virtuellen Raum ab. So auch das des liebeskranken Moritz Meschners, dessen Freundin Steffi ihn für einen anderen verlassen hat. Und dieses unerträgliche Leid muss mit der Welt geteilt werden. So verbringt Moritz Stunde um Stunde in seiner dem Verfall preisgegebenen Wohnung, sammelt auf Facebook Freunde und stalkt Steffi oder zieht mit seinen Kumpels durch die Bars, schießt sich regelmäßig ab, um dann auf der Suche nach einer Frau zu sein, mit der es seiner Ex, dieser dummen Kuh, heimzahlen kann. Meschner zeigt dem Leser die zerütteten Gedanken und Gefühle seines Protagonisten mit einer gehörigen Portion Humor, Ironie und Sarkasmus, sodass man oftmals gar nicht mehr aus dem schallenden Lachen herauskommt. Dabei kombiniert er es geschickt und gekonnt mit Facebookstatusnachrichten und diversen Likes, sowie anderer Aktualitäten und bekannter Songs, die in den Kontext eingebaut werden und immer eine enorm amüsante Wirkung erzielen.
Trotz alledem ist der Roman nichts für zart besaitete Gemüter, denn Meschner kratzt auch oft und gerne an der Schmerz- und Ekelgrenze; er nimmt selten ein Blatt vor den Mund genommen und macht vor nichts und niemandem Halt – weder vor der Bundeskanzlerin noch vor Jesus oder Gott, den Moritz für sein Desaster verantwortlich macht und von ihm in einem Chat auf Facebook erbittet, ihm doch Steffi wieder zurückzugeben. Gott verweigert – Gott muss eine Frau sein.
Auch wenn Meschners Debüt als irre komischer, kurzweiliger und wahnsinnig unterhaltsamer Roman daherkommt, so hält er der Gesellschaft doch deutlichst einen Spiegel vors Gesicht. Wenn wir nur fähig wären, uns darin zu erkennen, so gläsern, wie wir bereits sind. Deutlich wird die Doppelmoral, mit der unsere Gesellschaft soziale Medien nutzt: alles, was auch nur ansatzweise der Veröffentlichung wert scheint oder für einen Menschen da draußen interessant sein könnte, wird geteilt, ganz egal ob es sich dabei um schlüpfrige Fotos der letzten Party handelt oder um die Nachricht, dass man jetzt duschen gehe.
Leider verliert der Roman zum Schluss etwas an Zündungskraft und humoristischen Elementen und wird etwas mau – aber insgesamt überzeugt das Debüt des Autors enorm. Die Idee ist grandios, die Umsetzung ebenso, denn es wird nie langweilig beim Lesen, und das Buch ist als kurzweilige Lektüre wunderbar geeignet, da es sich rasant schnell lesen lässt. Durchgehend bleibt aber die Geschichte hinter der Geschichte deutlich, die – spitzfindig in Humor verpackt – Denkanstöße liefert und einen bitteren Beigeschmack hinterlässt.
Der Autor Moritz Meschner selbst ist 1980 in der damals noch getrennten deutschen Hauptstadt geboren, arbeitet heute beim Radio und ist stolzer Besitzer eines Facebookprofils. Er soll jeden Freund annehmen; von den magischen 300 aber ist er noch weit entfernt.
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Titel: Resteklicken. Ein Facebook-Roman.
Autor: Moritz Meschner
Verlag: Ullstein
Genre: Belletristik
ISBN: 978-3-5482-8415-6
Preis: 8,99 €
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