Eine Rezension unserer Kundin Norma:

Onno Viets ist alles, nur keiner der typischen Detektive, wie man sie in tausendfachen Varianten aus Romanen und TV-Serien kennt. Inspiriert von einem Beitrag im Frühstücksfernsehen entschließt sich der 53-jährige, scheinbar talentfreie Dauer-Hartz IV-Bezieher, Privatdetektiv zu werden, nachdem er weder als Zeitsoldat, Gastwirt, Kiosk-Besitzer noch als freiberuflicher Journalist Erfolg hatte.

Überraschenderweise findet sich schnell der erste Fall. Der Pop(p)-Titan Nick Dolan beauftragt den sympathisch-trotteligen Noppen-Socken-Träger Viets damit, seine blutjunge Freundin zu beschatten und ihre Untreue zu beweisen. Leider ist ihre Affäre niemand geringeres als der kiezweit bekannte Schläger „Händchen“, die so genannte rechte Hand eines Kiez-Oligarchen. Schnell entsteht der Konflikt, auch wenn dieser sich anders entwickelt, als erwartet.

Der 1957 geborene Hamburger Frank Schulz ist mehrfach nominiert und ausgezeichnet. Für sein aktuelles Werk erhielt er den Kranichsteiner Literaturpreis und war für den diesjährigen Deutschen Buchpreis nominiert, das Medienecho ist bemerkenswert. Warum wird diesem Werk so viel Beachtung geschenkt? Was macht es interessant?

Ein Grund hierfür könnte die lebendige Schilderung der Hamburger Szene und die authentische Darstellung der nordischen Mundart sein. Die Worte des Antagonisten „Händchen“ brennen sich beim Lesen ins Hirn ein. Und so ziemlich jede Figur hat ihren eigenen Wiedererkennungswert, dank Floskeln, die als eine Art Running Gag dienen, wie zum Beispiel Händchens „Diggä“ oder Onnos „öff, öff“. Neben seinem Wissen und den Erfahrungswerten als langjähriger Hamburger, profitiert der Autor auch von seiner sorgfältigen und fachlich breit gefächerten Recherche, welche er im Anhang für den Leser aufgelistet hat. Dabei geht es unter anderem um Strafvollzug, Tätowierungen, Castingshows und Shaolin-Mönche.

Besonders wird der Leser von einer witzigen und originellen Sprache mitgerissen. Einer von Schulzes Stärken sind die vielfältigen Wortneuschöpfungen, und Metaphern wie „asbestverpesteten Schwedenpreßspan“ oder „Bionade-Biedermeier“. Der äußert intelligente Wortwitz rundet die absurd-komische Geschichte ab, welche in ihrer Gesamtheit eine Kritik an unserer mediengesteuerten Gesellschaft ist. Und das, ohne auch nur einmal den moralischen Zeigefinger zu heben. Die Parallelen zu realen Figuren und Begebenheiten sind schnell erkannt.

Obwohl es einige verwirrende Stellen im Handlungsfaden gibt, die sich erst nach und nach zu einem Bild zusammenfügen, sei dieses kurzweilige und amüsante Werk allen wärmstens empfohlen, die sich auf spannenden und originellen Lesestoff freuen. Sicherlich wird Harry Rowohlt, Sohn des Verlegers des gleichnamigen Verlages, nicht der Einzige bleiben, der das Buch in kürzester Zeit verschlungen hat.

Dieses Buch ist im Onlineshop und in unseren Läden bestellbar. Mit deiner Bestellung bei uns förderst du unsere Arbeit als soziales und integratives Unternehmen und unterstützt uns bei der aktiven Leseförderung durch Projekte wie den Berliner Lesetroll.

Titel: Onno Viets und der Irre vom Kiez
Autor: Frank Schulz
Verlag: Galiani Verlag
Genre: Belletristik
ISBN: 978-3-8697-1038-9
Preis: 19,99 Euro

Du willst auch eine Buchrezension schreiben? >Hier< bist Du richtig!

One Thought on “Onno Viets und der Irre vom Kiez”

Comments are closed.